Geschichtliche Darstellung
Das Bürgerliche Schützenkorps Tamsweg führt seine Tradition auf die Ummauerung der Wallfahrtskirche St. Leonhard zurück. Als die Türken im Jahre 1478 in den Lungau vordrangen, errichtete die Tamsweger Bürgerschaft zum Schutz für St. Leonhard eine Wehrmauer mit Wehrgängen, Schießscharten und Ecktürmen. Aus den seinerzeitigen „Bauhelfern“ wurden Verteidiger und es rekrutierte sich das Schützenkorps, das seine Gründung auf diese Zeit zurückführt. Auf die Ausbildung wurde besonderer Wert gelegt. Mehrmals im Jahr mussten sie an Schießübungen teilnehmen. Das Bürgerliche Schützenkorps erhielt 1587 erstmals eine eigene Fahne. Leider fiel sie dem großen Marktbrand zum Opfer.1633 zur Zeit der Gegenreform, sandte der Fürsterzbischof Paris Lodron Kapuziener nach Tamsweg, welche die vom katholischen Glauben abgefallene Bevölkerung missionieren sollten. Zu diesem Zweck wurden große Prozessionen veranstaltet, zu deren festlicher Gestaltung auch das Bürgerliche Schützenkorps Tamsweg herangezogen wurde. Erwähnenswert ist, dass der Brauch des Samsontragens ursprünglich den Tamsweger Schützen oblag. Nachdem 300 Jahre lang kein feindlicher Soldat Lungauer Boden betreten hatte, rückten am 5. April 1797 die Franzosen ein. Tamsweg wurde besetzt. Dass der Markt von größeren Plünderungen verschont blieb, war einzig und allein der Verdienst unserer Schützen. Am 7. April marschierten die französischen Soldaten wieder ab und die Schützen konnten, die in die Berge und Wälder geflohenen Frauen und Kinder wieder in ihre Behausungen zurückholen. Auf öffentlichen Plätzen des Marktes entzündeten die Franzosen große Feuer. Nur der Wachsamkeit unserer Schützen ist es zu verdanken, dass das Feuer auf die umliegenden Bürgerhäuser nicht übergriff. Am 8. April 1852, als nach ca. 35-jährigem Verbot der junge Kaiser Franz Josef der I. in seinen Erbländern das Schützenwesen wieder gestattet hatte, wurde das Bürgerliche Schützenkorps Tamsweg mit 51 Mann unter Hinweis auf den Türkeneinfall von 1478 genehmigt. Aus dem behördlichen Schriftverkehr geht jedoch hervor, dass es 1851 in Tamsweg Prangerschützen gab die seit 1628 an den Frohnleichnamsprozessionen teilnahmen. Im Jahre 1893 fielen in Tamsweg bei einem Großbrand 22 Bürgerhäuser und 10 Nebengebäude den Flammen zum Opfer. Dabei wurde der größte Teil der Schützenuniformen und die alte Fahne vernichtet. In Folge der großen Verarmung war man nicht in der Lage, die Uniformen zu ersetzen. Aus Not verkaufe man sogar den verbliebenen Rest nach Krakaudorf. 1903 konnte durch eine großzügige Hinterlassenschaft des damaligen Rößlwirtes Jakob Mohr das Schützenkorps unter Hauptmann Josef Lettmayer,- dieser war der Urgroßvater des heutigen Ehrenhauptmannes Günther Lettmayer- neu eingekleidet werden. Die Uniform bestand aus einem dunkelbraunen Waffenrock, dunkelblauer langer Hose, mit breiten Lampassen und einem Tschako mit Naturhahnfederbusch. Die neue Fahne aus dem Jahr 1903 zeigt auf einer Seite das Wappen der Gemeine Tamsweg mit dem Schriftzug „Bürgerliches Schützenkorps Tamsweg 1903“ Wiedererrichtet im Jahre 1903, und auf der anderen Seite den Habsburgischen, kaiserlichen Doppeladler. Fahnenmutter war die seinerzeitige Grössingbräuwirtin Johanna Löcker. Anlässlich der Wiedergründung stattete man das Schützenkorps mit Werndlgewehren aus.
Nach dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland wurde das Schützenkorps aufgelöst und büßte anlässlich einer Wollstoffsammlung während des zweiten Weltkrieges abermals die Uniformen ein. 1953 nahm der Verein unter Hauptmann Leonhard Brandstätter,(vlg. Fritzbauer in Mörtelsdorf), Josef Keuschl und Anton Lassacher, um nur einige wenige zu nennen, seine Tätigkeit wieder auf und konnte 1954 wiederum die Neueinkleidung der Schützen erreichen. Von 1957 bis 1978 kommandierte Bürgermeister Johann Hagenauer das „Bürgerliche Schützenkorps Tamsweg“.
1967 griffen der damalige Obmann Olt. Josef Keuschl, Spieß Anton Lassacher und Fähnrich Rupert Greinmeister den Plan auf, die Schützen und die Bürgermusik mit den ursprünglichen historischen Uniformen auszustatten. Mit Hilfe großzügiger Spenden wurde im Jahr 1969 die Neueinkleidung mit einer großen Feier abgeschlossen. Die heutige Uniform entspricht der Bekleidung der fürsterzbischöflichen Grenadiere und Leibwache, so wie sie eine farbige Lithographie – betitelt „Schützen am Marktplatz zu Tamsweg“ – aus dem Jahre 1864 in einer interessanten Darstellung wiedergibt.
Im Jahr 1978 ernannte man Major Peter Eberharth zum Kommandanten, gleichzeitig wurde Gerhart Bernhofer zum Obmann des Bürgerlichen Schützenkorps Tamsweg gewählt.
Obmann Gerhart Bernhofer wurde 1996 zum Kommandanten der Schützen ernannt, seine bisherige Funktion als Obmann gab er an Alber Planitzer ab. Gerhart Bernhofer wurde 1997 zum Bezirksmajor gewählt und im Jahre 2000 zum Salzburger Landeskommandanten- Stellvertreter.
Im Mai 2003 anlässlich des 525jährigen Bestandsjubiläums, erhielten die jubilierenden Tamsweger Schützen eine neue Fahne. Die Entwürfe stammen von Werner Dürnberger, Schützenkamerad und Gründer der „Stachelschützen Bundschuh“. Der Lithographie des Jahres 1864 gemäß und unter Mitwirkung unseres Bezirksschützenkuraten GR Valentin Pfeifenberger, befindet sich auf der rechten Fahnenseite ein Herz-Jesu-Bild. Die linke Fahnenseite ziert das Tamsweger Gemeindewappen, mit dem Schriftzug „Bürgerliches Schützenkorps Tamsweg, 1903 – 2003“. Zur Fahnenmutter wurde Frau Karoline Gruber, Gellnwirtin in Tamsweg ausgewählt. Die Fahnenspitze ist Form – und maßgerecht der Hellebarde des letzten Tamsweger Nachtwächters (Herrn Schwinger) nachempfunden.
2005 übergab Hauptmann Gerhart Bernhofer sein Amt als Kommandant des Bürgerlichen Schützenkorps Tamsweg an Hauptmann Albert Planitzer. Dieser wurde 2009 zum Bezirksmajor und 2018 zum Obristleutnant und Landeskommandanten – Stellvertreter gewählt. Seine Funktion als Obmann gab er 2006 an Oberleutnant Johann Zehner vlg.Krenn ab. Nach neunjähriger Tätigkeit folgte diesem 2015 Leutnant Konrad Prodinger vlg. Patzinger als neuer Obmann.
Mit großer Freude und Dankbarkeit gedenkt das Bürgerliche Schützenkorps Tamsweg der vergangenen Jahrhunderte, besonders aber der vergangenen Jahrzehnte zurück. Es war in guten wie auch bösen Zeiten mit den Geschicken unseres schönen Marktes Tamsweg aufs innigste verbunden. Möge unserem Schützenkorps ein herzliches „Glück auf“ vergönnt sein und soll auch die Kameradschaftspflege in Zukunft für die jungen noch beitretenden Schützen attraktiv bleiben.
Wir wünschen uns dies von ganzem Herzen!